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 Was ist Achtsamkeit eigentlich?

Interview mit Siegfried Dannwolf

Man hört und liest heutzutage so viel über Achtsamkeit. Handelt es sich um einen Modetrend oder was verstehst du eigentlich darunter?

A:           Der Begriff Achtsamkeit ist tatsächlich fast allgegenwärtig. Viele Zeitschriften schreiben mehr oder weniger fachkundig darüber. Oft wird es im Kontext mit Wellness erwähnt, oder schon näher an unserem Verständnis im Zusammenhang mit Gesundheit, Burnout-Prophylaxe oder Stress.

Wir verstehen unter Achtsamkeit eine Haltung, die alle Lebensbereiche umfasst. Es geht um eine bewusste Steuerung unserer Aufmerksamkeit, und dies im Hier und Jetzt. Das was jetzt, in diesem Augenblick, um mich herum und in mir geschieht, bewusst wahrzunehmen und zu akzeptieren, genauso wie es gerade ist, und das möglichst ohne Bewertung, führt dazu, dass ich nicht in meinen automatischen Reaktionsmustern gefangen bin. Wir sprechen da vom Autopiloten, also unseren automatisch ablaufenden Denk-, Fühl und Verhaltensprogrammen. Achtsamkeit bewirkt also eine Art Aufwachen in den gegenwärtigen Moment.

Aber wir sind doch im gegenwärtigen Moment, nur da leben wir doch?

A:           Genau, wir leben nur im Hier und Jetzt. Und nur hier haben wir Gestaltungsmöglichkeiten. Aber unser Geist ist meist in der Vergangenheit oder der Zukunft. Wir planen für Projekte, was wir heute noch, morgen oder nächstes Jahr tun wollen. Oder wir sorgen uns um die Zukunft. Anstöße dafür gibt es ja zuhauf. Oft verarbeiten wir auch Dinge aus der Vergangenheit, die vielleicht nicht so gut gelaufen sind, Vorgänge, mit denen wir unzufrieden sind, über die wir uns ärgern. Ganz selten ist unser Geist präsent im Hier und Jetzt. Darum geht es aber, wenn wir aufwachen und unsere Lebendigkeit und Gestaltungskraft wiedergewinnen möchten.

Du sprichst von Aufwachen. Ich bin doch wach, wenn ich permanent handle und entscheide.

A:           Wirklich wach mit allen Sinnen bin ich, wenn ich meine Wahrnehmung bewusst steuern kann, also Bewusstheit in mein Denken, Fühlen und Tun bringen kann. Dann nehme ich genau wahr, was jetzt geschieht, welche Impulse in mir entstehen, welche Signale mir mein Körper sendet. Ich nehme auch wahr, ob zu meinem Handeln jetzt einschränkende Glaubenssätze aus der Vergangenheit auftauchen. Auch Stressauslöser kann ich in einem frühen Stadium erkennen. Und was dann besonders wichtig ist: Ich kann Ressourcen wahrnehmen, solche in mir und um mich herum, die mir bei der Lösung hilfreich sein können.